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GASSENKÜCHE |
Kochen wider die Drogenpolitik der Feigheit
Gassenküche der SIKB, Postfach 179, 3000 Bern 16, Fax: 031/302 78 74
Link zur Gassenküche der SchülerInnenkoordination Bern (SIKB)
Live: Jeden Sonntag ab 18 Uhr auf der Bundesterrasse
Die Gassenküche der SchülerInnenkoordination Bern rührt sei den frühen 90er Jahren jeden Sonntag nachmittag in den Töpfen der Volksküche (heute SousLePont) der Reitschule. Von den Töpfen geht das Essen in Wärmebehälter, der Tee in einen Milchkessel, zusammen mit Gabeln, Löffeln und Papptellern auf den Handziehwagen und schliesslich zu den Junkies auf die Gasse (Passerelle zwischen Kleiner Schanze und Bundesterrasse). Sonntags, weil da die städtischen Einrichtungen für Junkies geschlossen sind.
Kleine Chronik
Um die Weihnachtszeit 1990 wird die offene Drogenszene von der Kleinen Schanze
polizeilich geräumt, die städtische Gassenküche tritt in den Streik, und
die SchülerInnenkoordination entschliesst sich, diese ihrerseits autonom und
unabhängig von der Stadt fortzuführen. Finanziert wird das Projekt durch private
Spenderinnen und Spender. Ende 1993 wird der Kocherpark geräumt, worauf keine
offene Drogenszene mehr toleriert wird. Die Gassenküche kocht trotzdem weiter.
Mehrmals müssen beschlagnahmte Kochtöpfe am Montag bei der Polizei wieder
abgeholt werden (vielleicht kochen die im Amtshaus auch mal etwas Anständiges
und verteilen nicht nur trockenes Brot und Gerberkäse zum Znacht). Heute sind
sie allerdings nicht mehr scharf darauf (wir sind ja auch listiger geworden
und gehen statt mit Kochtöpfen mit Wärmebehältern auf die Gasse - damit lässt's
sich eben nicht kochen), und auch sonst verhält sich die Polizei gegenüber
der Gassenküche seit längerer Zeit relativ ruhig: Der letzte gewalttätige
Übergriff mit Tränengas, darauffolgender Anzeige und Busse ist nun bald zwei
Jahre her. Nur: Die Kastenwagen der Ordnungshüter kreisen nach wie vor um die
Passerelle, Menschenketten sind weiterhin nötig, um den Junkies ungestörtes
Essen, Fixen und Dealen zu gewährleisten, und unter der Woche werden Junkies
nicht weniger herumgehetzt, gefilzt, angezeigt, in Knäste gesteckt usw. Die
zielstrebigen Jungs der neu eingesetzten Task Force - ein braunes Kunterbunter
aus Institutionen der Stadt Bern, welches gegen Junkies und "Verwahrlosung"
vorgehen soll - schlagen ebenfalls nach altem Muster kräftig zu und die Welle
der Repression höher.
Der
Arbeit ist genug.
Die Gassenküche
lebt nicht vom Kochen allein, sie sitzt auch, will sagen organisiert und politisiert
- an wöchentlichen Sitzungen im Raum neben dem Sekretariat der Reitschule.
(Nebenbei bemerkt: "Neben" und nicht mehr angeschlossen ans Sekretariat, denn
die Verbindungstüre dorthin wurde unlängst zugepflastert [oder zugenagelt?],
und das war noch vor der Zementierung des Vorplatzraumes und erschien nicht
in den Medien.)
Die Gassenküche bedeutet mehr als Junkies ein Essen abgeben und auch mehr, als Sozialarbeit: Nebst Organisation, Einkaufen fürs Essen, Kochen, Abwaschen, usw., ist die Gassenküche Ausdruck eines politischen Widerstandes gegen Prohibition, Repression, Autorität, Gewalt und Macht des Staates. Zu aktuellen drogenpolitischen Auseinandersetzungen bezieht die Gassenküche mittels Communiques oder Flugblätter Stellung. Gegen die Initiative "Jugend ohne Drogen" hat eine Arbeitsgruppe ein Diskussionspapier erarbeitet, und beim Referendum gegen das neue Polizeigesetz des Kantons Bern (Abstimmung im Juni 1997) machte die SchülerInnenkoordination ebenfalls mit.
Und jetzt, ja jetzt kocht die Küche trotz Kälte und geht zu Fuss auf die Gasse - wider die Drogenpolitik der Feigheit.
Diese Seite wurde letztmals am 31.08.2000, um 01:00 aktualisiert.
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