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Aufstand, Widerstand – weltweit. Agenda 2006
22.12.05 - 13.1.06
Donnerstag, 22.12.05, 21.00 Uhr
PartisanInnen im Piemont
Katrin Brüggemann, Jürgen Weber, Deutschland 1996
Anschliessend Vernissage der Antifa-Agenda 2006
Freitag, 23.12.05 / Donnerstag, 29.12.05, jew. 21.00 Uhr
Cry Freedom
Richard Attenborough, Grossbritannien 1987
Freitag, 30.12.05, 21.00 Uhr
«...und plötzlich sahen wir den Himmel»,
Gemeinschaftsproduktion von interoceana video Montevideo/München, Uruguay/D 1997
Vorschau Januar 2006:
Donnerstag, 5.1.06, 21.00
Schweizer im spanischen Bürgerkrieg
Richard Dindo, CH 1973
Freitag, 6.1.06 / Donnerstag, 12.1.06, jew. 21.00 Uhr
Land and Freedom
Ken Loach, Grossbritannien 1995
Samstag, 7.1.06, 21.00 Uhr
Ni olvido ni perdón
Richard Dindo, CH 2003
Freitag, 13.1.06, 21.00 Uhr
Sobibór, 14 octobre 1943, 16 h
Claude Lanzmann, Frankreich 2001
Tour de Lorraine
Samstag, 14.1.06, ab 21 Uhr
«The Corporation»*
Kanada 2003, Jennifer Abott, Mark Achbar, 145min, E/d
00.00 Uhr: «von widerstand und utopie - in davos und anderswo»
Christina Ramsauer, dv, 41 min., Schweiz 2005, ch-d/it, d/it.
00.55 «tough choices now» - Graubünden im Januar 05
DADAvos, dv, 24min., Graubünden, 2005
01.30 «Bekennervideo»
Schauplatz International, 2005
02.00 «G8 Newsreel»
2005, Videoclips zu den Protesten gegen den G8 Gipfel in Schottland.
*) «The Corporation» läuft auch an den Samstagen 21. & 28. Januar
Wut und Verzweiflung der Ausgegrenzten – Feuer in den französischen Banlieues
Donnerstag, 19.1.06, 21.00 Uhr
Freitag, 20.1.06, jew. 21.00Uhr
Le thé au harem d’Archimède
Mehdi Charef, Frankreich 1985
Donnerstag 26.1.06, 21.00 Uhr
Samstag, 4.2.06, 21.00 Uhr
La Haine
Mathieu Kassovitz, Frankreich 1995
Freitag 27.1.06, 21.00 Uhr
Donnerstag, 2.2.06, 21.00 Uhr
Freitag, 3.2.06, 21.00 Uhr
Wesh Wesh (Was geht denn hier ab?)
Rabah Ameur Zaïmeche, Frankreich 2001
Donnerstag, 9.2.06, 21.00 Uhr
Freitag, 10.2.06, 21.00 Uhr
Samstag, 11.2.06, 21.00 Uhr
La raison du plus fort
Patric Jean, Belgien, Frankreich 2003
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Aufstand, Widerstand – weltweit. Agenda 2006
Passend zu den ach so festlichen Tagen zeigt das Kino der Reitschule Spiel- und Dokumentarfilme über Frauen und Männer, welche sich gegen Unterdrückung und Ausbeutung, gegen Diskriminierung und Apartheid, gegen Sexismus, Rassismus und Faschismus zur Wehr gesetzt, sich in Widerstandsbewegungen organisiert haben. Die aufgestanden sind, dem herrschenden Unrecht ein Ende zu setzen, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt oder es verloren haben, die gefoltert wurden, vergewaltigt, eingekerkert, gedemütigt, deportiert, vergast. Die für die Freiheit gekämpft, die gelebt und geliebt haben.
Dieser Zyklus ist in Zusammenarbeit mit der Antifa Bern entstanden, welche jährlich eine Agenda mit einem Schwerpunktthema herausgibt. Die Antifa-Agenda 2006 ruft uns in Erinnerung, wie in verschiedenen Epochen in verschiedenen Kontinenten sich Menschen in oft ausweglos scheinenden Situationen zum Kampf, zum Aufstand entschieden haben. Im Zyklus „Aufstand, Widerstand – weltweit. Agenda 2006“ zeigen wir Filme zu einigen in der Antifa-Agenda 2006 besprochenen Aufständen.
Antifa-Agenda 2006 erhältlich bei: Antifa Bern, Postfach 5053, 3001 Bern oder www.antifa.ch
www.antifa.ch/shop
Wut und Verzweiflung der Ausgegrenzten – Feuer in den französischen Banlieues
Es brennt in den Vororten von Paris. Es brennt vor allem in den Seelen der Menschen, die an die Peripherie der Grossstädte abgeschoben werden. Es sind ImmigrantInnen, Arbeitslose, Alte und sehr junge Menschen, die in der französischen Gesellschaft keinen Platz mehr haben, keine Jobs mehr kriegen. Sie sind wertlos für unsere leistungsorientierte Gesellschaft. Kein Wunder, dass in diesen Vorstädten die sozialen Probleme und die Wut, die Verzweiflung der Ausgegrenzten immer grösser werden.
Die Pariser Literaturkritikerin und Schriftstellerin Viviane Forrester hat bereits in ihrem 1996 erschienenen Buch Der Terror der Ökonomie die Missstände in den Banlieues eindrucksvoll beschrieben. Sie spricht von der Verachtung gegenüber den in die Randbereiche abgedrängten Menschen, von „Verstoßenen, Beiseitegeschobenen, die in das soziale Nichts gestoßen werden, und von denen erwartet wird, sich wie pflichtbewusste Bürger zu verhalten, denen ein staatsbürgerliches Leben mit Pflichten und Rechten versprochen ist“. Sie führt weiter an, „dass ihnen in Wahrheit doch jede Möglichkeit, irgendeine Pflicht zu erfüllen genommen, und ihre bereits stark eingeschränkten Rechte mit Vergnügen verhöhnt werden“. „Welche Trauer, welche Enttäuschung“, schreibt sie, „bedeutet es, zu sehen, wie sie die Benimmregeln, den Anstandskodex derer verletzen, von denen sie abgeschoben, geduzt, beiseite gestoßen und, ohne lange zu fragen, verachtet werden! Wie betrüblich, dass sie die guten Manieren einer Gesellschaft, die auf so großzügige Weise ihren Abscheu gegen sie bekundet und ihnen dabei hilft, sich selbst als Außenseiter zu betrachten, nicht übernehmen! Wer nimmt hier wen nicht ernst.“
Das Kino widmet den jüngsten Vorfällen in den französischen Banlieues einen kleinen Filmzyklus. Namhafte Filmemacher, darunter auch Jean Luc Godard in Deux, trois choses que je sais d’elle (1967) haben sich mit den Menschen aus den Vororten beschäftigt. Die drei Spielfilme auf unserem Programm Mehdi Charefs Le thé au harem d’Archimède, La Haine von Mathieu Kassovitz und Wesh Wesh – Was geht denn hier ab? von Rabah Ameur-Zaïmeche sind alles präzise Inszenierungen, die schonungslos die soziale Zeitbombe analysieren und dabei die zentralen Themen von Gewalt und ihren Folgen, Solidarität und Ohnmacht in eindringlichen Bildern verdichten. Der Dokumentarfilm La raison du plus fort von Patric Jean schliesslich zeigt nicht nur die neuen Formen von Diskriminierung in unserer Gesellschaft, sondern der Regisseur stellt die Frage nach dem Sinn eines Repressions- und Justizsystems, das die Lage einer ohnehin schon randständigen Bevölkerung weiter verschlechtert. Er schildert die Haftbedingungen und die Strafverfahren gegen Menschen, die oft aus Hoffnungslosigkeit gegen das Gesetz verstossen.
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Aufstand, Widerstand – weltweit. Agenda 2006
Donnerstag, 22.12.05, 21.00 Uhr
PartisanInnen im Piemont
Katrin Brüggemann, Jürgen Weber, Deutschland 1996, 60 Min., Dokumentarfilm, VHS-Video, I/ d (voice over)
Anschliessend: Vernissage der Antifa-Agenda 2006
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Antifaschistischer Widerstand in Nordwestitalien, in den Jahren 1943-45.
Eine der bedeutendsten Auseinandersetzungen der deutschen Wehrmacht mit Partisanen und Partisaninnen fand von 1943 bis 1945 in der nordwestitalienischen Provinz Piemont statt. Die Alliierten, welche ihren Vormarsch von Sizilien her südlich von Rom gestoppt hatten, überliessen Norditalien der deutschen Wut. Im Norden wuchs nun aber der Widerstand. Den Verbänden von Wehrmacht, SS und italienischen Faschisten standen bis zu 40‘000 bewaffnete Partisanen und Partisaninnen gegenüber. Die deutschen Versorgungs- und Rückzugswege wurden von den Einheiten "Garibaldi" empfindlich gestört. Die Deutschen schlugen mit unmenschlicher Härte zurück. In Turin setzte eine starke Arbeiterbewegung immer wieder Streiks durch, obwohl auf Arbeitsniederlegung der Tod stand. Im Video kommen ehemalige Partisanen und Partisaninnen sowie Menschen aus dem Widerstand der Provinzhauptstadt Turin zu Wort. Sie erzählen von der Zusammenarbeit der kämpfenden Formationen und der Arbeiter und Arbeiterinnen in der Stadt, bis zur Selbstbefreiung von Turin im April 1945. Der Film berichtet auch von der Situation der deutschen Besatzung in Italien ab 1943 und von den Massakern der Deutschen im Piemont. Die ehemalige Partisanin Mara Piovano aus Turin erläutert, weshalb sie sich als eine der ersten Frauen im Piemont den kämpfenden Einheiten in den Bergen anschloss.
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Freitag, 23.12.05, 21.00 Uhr Donnerstag, 29.12.05, 21.00 Uhr
Cry Freedom
Richard Attenborough, Grossbritannien 1987, 157 Min., Spielfilm 35 mm, E/ df
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Antiapartheids-Bewegung in Südafrika, seit Beginn des 20. Jahrhunderts – Cry Freedom ist wohl der berühmteste Film über das Apartheidsregime in Südafrika. Steve Biko (Denzel Washington) ist ein junger Schwarzer und lebt im südafrikanischen Township. Biko setzt sich für die Rechte der Schwarzen ein und versucht ihnen ein positives Bild von sich selbst zu vermitteln. Wichtig ist ihm dabei, dies ohne Hilfe Weisser zu schaffen. Der Journalist Donald Woods, Chefredakteur einer südafrikanischen Zeitung, lernt den Anti-Apartheidheitskämpfer und Mitbegründer der Black-Consciousness-Bewegung kennen. Diese Begegnung verändert Woods Leben, er ist von Biko nachhaltig beeindruckt. Die beiden werden Freunde und beeinflussen sich gegenseitig im Kampf gegen die Apartheid. Eines Tages wird Biko verhaftet und stirbt angeblich an den Folgen eines Hungerstreiks. Woods glaubt der offiziellen Version nicht. Ein aufwühlender Film, der die Apartheid-Politik an den Pranger stellt.
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Freitag, 30.12.05, 21.00 Uhr
«...und plötzlich sahen wir den Himmel»
interoceana video Montevideo/München, Uruguay/D 1997, 102 Min., Doku, BetaSP, OV/ d (voice over)
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Frauen aus Uruguay und Deutschland im Widerstand, in den 60er und 70er Jahren – Die Idee für den Film entstand 1991 aus dem Wunsch, widerständische Frauen in verschiedenen Ländern aufzuspüren und von ihren kleinen und grossen Kämpfen zu erzählen, die in der Geschichtsschreibung entweder unterschlagen oder mystifiziert werden. Auch in der europäischen Linken ist der Mythos von der bewaffnet kämpfenden Guerilla weit verbreitet, der den Blick auf die alltäglichen Kämpfe von Frauen verstellt. Aus der Idee wurde ein anspruchsvolles und manchmal kaum zu bewältigendes Projekt: Deutsche Frauen drehen in Uruguay, uruguayische Frauen in Deutschland. Sie besuchten jeweils das andere Land und interviewten dort Frauen aus oppositionellen Bewegungen und bewaffnetem Widerstand. Es geht um die Aufarbeitung der eigenen und die Neugier auf die Geschichte der anderen, um Gemeinsames und Trennendes, um gleiche Fragen in verschiedenen Kontinenten. Es ist ein sehr persönlicher Film geworden. Er dokumentiert historische und persönliche Hintergründe der Politisierung, er erzählt von Haftbedingungen und Flucht, von Motivationen und dem Lebensgefühl der 60er und 70er Jahre, von Widerstand und Gefängnis, von Kindern, von Hoffnung und Niederlagen, Verletzungen, Stärken und Ängsten, von Liebe, den besten Jahren und düsteren Zeiten und der Frage nach der heutigen Perspektive. Neue Lösungen für alte Probleme bietet er nicht, aber er hält ein Stück Zeitgeschichte von Frauen aus Uruguay und Deutschland fest.
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Donnerstag, 5.1.06, 21.00 Uhr
Schweizer im spanischen Bürgerkrieg
Richard Dindo, CH 1973, 87 Min., Dokumentarfilm, 16 mm, Dialekt
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Soziale Revolution in Spanien, 1936-1939. 600 Schweizer Freiwillige schlossen sich den Internationalen Brigaden an um im Spanischen Bürgerkrieg zu kämpfen; 200 von ihnen verloren ihr Leben. Dindo verbindet die Geschehnisse in Spanien von 1936-1939 mit späteren politischen Bewegungen und Kämpfen. Die Schweizer Veteranen erzählen von ihren Erfahrungen als Soldaten und Krankenschwestern und darüber, wie die Erlebnisse in Spanien immer noch auf ihr jetziges Leben einwirken. Der heutige komfortable Mittelklasse-Lifestyle der Veteranen scheint einen ironischen Kommentar auf das Schicksal der gestrigen Radikalen zu geben: ein faszinierender Blick auf politische Bekenntnisse und die Gründe, weshalb Leute sich dem politischen Kampf anschliessen, oder ihn wieder aufgeben. Das Schweizer Fernsehen zensierte Dindos einfühlsamen Dokumentarfilm lange Zeit. Nicht genehm waren die Statements zur Demokratie, mit denen der Film ausklang, unter anderen dieses: «Demokratie, das heisst Volksherrschaft, aber davon sind wir noch weit entfernt. Was wir haben, ist mehr für den Sonntag, aber wir brauchen eine Demokratie für den Werktag.»
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Freitag, 6.1.06, 21.00 Uhr Donnerstag, 12.1.06, 21.00 Uhr
Land and Freedom
Ken Loach, Grossbritannien 1995, 109 Min., Spielfilm/Drama, 35mm, E/df
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Soziale Revolution in Spanien, 1936. 10 Jahre alt ist es nun her, seit Ken Loach das ebenso engagierte wie bittere Drama über revolutionäre Ideale und ihr Scheitern an stalinistischer Ideologie gedreht hat. Am 17. Juli 1936 putscht General Franco gegen die noch junge Demokratie. In den folgenden drei Jahren, bis zum endgültigen Sieg der reaktionären Truppen General Francos, ist der antifaschistische Widerstand die Hoffnung der revolutionären Linken weltweit. Auch der englische Arbeiter Dave Carr, Mitglied der kommunistischen Partei, kommt nach Spanien, um gegen den Faschismus zu kämpfen. Im Zug begegnet er dem Franzosen Bernard und gerät durch ihn in Barcelona zur Arbeitermiliz einer linkssozialistischen Partei. Dort trifft Dave auf Blanca, deren Mann bei der Befreiung eines besetzten Dorfes erschossen wird. Die Miliz zieht zur Aragon-Front. Bei einer Übung wird Dave durch ein veraltetes Gewehr schwer verletzt. Der Amerikaner Gene Lawrence gibt seinen Genossen die Schuld an dem Unfall, weil sie sich nicht der von Stalin unterstützten Volksarmee anschliessen wollen, die über moderne Waffen verfügt. Nach der Entlassung aus dem Hospital trifft Dave in Barcelona Blanca wieder, während der Kampf zwischen Linkssozialisten und Kommunisten eskaliert. Ihre Liebesaffäre endet abrupt, als Dave für die Kommunisten in den Strassenkampf zieht.
Ken Loach richtet seinen Finger besonders auf den sowjetischen Machthaber Stalin, dessen Leute im Verlauf der spanischen Revolution immer stärker auch gegen AnarchistInnen, GewerkschafterInnen und SozialdemokratenInnen vorgegangen sind.
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Samstag, 7.1.06, 21.00 Uhr
Ni olvido ni perdón.
Richard Dindo, CH 2003, 85 Min., Dokumentarfilm, 35mm, E/d
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StudentInnenbewegung in Mexiko, 1968. «Damit historische Ereignisse nicht in Vergessenheit geraden, muss man von ihnen erzählen.» Dieses Zitat aus Ni olvido ni perdón könnte als Motto für Dindos gesamtes Schaffen der letzten dreissig Jahre stehen. Die Geschichte, die hier vor dem Vergessen gerettet werden soll, ist diejenige der Niederschlagung der 68er-Bewegung Mexikos, eine Geschichte, die schon damals zu wenig bekannt wurde, als sie sich zutrug. Die StudentInnenbewegung explodierte am 26. Juli 1968 mit der Besetzung der grössten Universität Lateinamerikas, der UNAM. Riesige Demonstrationen, Strassenblockaden, Flugblattaktionen fanden statt. Über Wochen versammelten sich täglich mehrere tausend Personen auf der Plaza de las Tres Culturas im Stadtteil Tlatelolco von Mexico-City. Am 2. Oktober ging die Regierung mit äusserster Brutalität gegen die Demonstrierenden vor, Soldaten eröffneten das Feuer. Im Massaker von Tlatelolco» starben rund 300 Menschen, weitere wurden verhaftet und gefoltert. In Dindos Rekonstruktion der Ereignisse auf der Plaza de las Tres Culturas spielen die Aussagen von Augenzeugen die wichtigste Rolle. Er lässt Überlebende des Massakers – unter ihnen eine ehemalige Studentenführerin – zum Schauplatz des Geschehens zurück kehren, um dort ihren Erinnerungen Ausdruck zu geben. Dindo setzt diskret Archivmaterial ein, um die Stimmung dieser Erzählungen assoziativ zu untermalen. Konkrete Details aus den Schilderungen der Augenzeugen stimmen auf bedrückende Weise mit dem bis heute fast unveränderten Platz überein; es ist, als ob die damaligen Ereignisse gerade erst passiert wären.
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Freitag, 13.1.06, 21.00 Uhr
Sobibór, 14 octobre 1943, 16 h
Claude Lanzmann, Frankreich 2001, 95 Min., Dokumentarfilm, 35mm, F/d
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Aufstand im polnischen Vernichtungslager Sobibór, 1943. Ausgangsmaterial des Films „Sobibór“ ist das Interview mit Yoshua Lerner, einem Überlebenden der Befreiungsaktion jüdischer russischer Kriegsgefangener, das Lanzmann 1979 in Israel während der Dreharbeiten zu seinem Film „Shoa“ aufgenommen hat. Für die «Endlösung der Judenfrage» begannen die Nazis mit dem Bau von Vernichtungslagern. Das im Frühjahr 1942 errichtete Lager in Sobibór in Ostpolen diente einem einzigen Zweck: Menschen schnell und ‚effizient‘ umzubringen und ihre Güter und Körper gewinnbringend zu ‚verwerten‘. 250'000 Menschen wurden in Sobibór ermordet. Sobibór bedeutet Unmenschlichkeit, Grauen und Tod. Sobibór steht aber auch für das Mögliche im Unmöglichen, für den Aufstand in einem Vernichtungslager, dank dem 320 von den 550 Arbeitshäftlingen fliehen konnten. Jedoch nur 53 überlebten die Zeit bis zur Befreiung des Gebiets durch die Rote Armee.
Yoshua war 16 Jahre alt, als er den Schädel des deutschen Offiziers Greischütz mit einer Axt spaltete. ‚Die Axt landete mitten auf seinem Schädel. Ich kann behaupten, dass ich ihm den Schädel spaltete. Es war, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes getan, als wäre ich ein Spezialist.‘ Mit einer schneidenden Bewegung, verstärkt durch einen ruckartigen Vertikalschwenk der Kamera, saust Yoshuas rechte Hand nach unten. Das Gespräch mit Lerner umkreist diesen «mythischen Moment» (Lanzmann), der gleichzeitig den einzigen erfolgreichen Aufstand einleitete, der je in einem Konzentrationslager stattfand. Lanzmann verbindet das damals geführte Interview mit heutigen Aufnahmen der Orte und Landschaften, die Lerner vor und während der verschiedenen Stationen seiner Deportationsgeschichte durchquerte. „Sobibór“ ist ein geradezu fröhliches, von ununterdrückbarem Freiheitsdrang und unerschöpflicher Vitalität durchdrungenes Werk.
Claude Lanzmann, geboren 1925, schloss sich als Gymnasiast der Résistance an und kämpfte später unter anderem in der Auvergne im Untergrund. 1947 dissertierte er in Philosophie und unterrichtete danach an der FU Berlin.
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Tour de Lorraine
Samstag, 14.1.06, ab 21.00 Uhr
The Corporation*, Kanada 2003, Jennifer Abott, Mark Achbar, 145min, E/d;
«von Widerstand und Utopie - in Davos und anderswo», Christina Ramsauer, dv, 41 min., Schweiz 2005, ch-d/it, d/it.;
«tough choices now» - Graubünden im Januar 05, DADAvos, dv, 24min., Graubünden, 2005;
«Bekennervideo», Schauplatz International, 2005;
«G8 Newsreel», 2005, Videoclips zu den Protesten gegen den G8 Gipfel in Schottland *) «The Corporation» läuft auch an den Samstagen 21. & 28. Januar
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"The Corporation. Das pathologische Streben der Konzerne nach Geld und Macht" gibt Aufschluss über den Charakter und den kometenhaften Aufstieg der wichtigsten Institution unserer Zeit, des Konzerns. Ausschnitte aus Popkultur, Fernsehnachrichten und Firmenpropaganda dokumentieren, in welchem Maße die Konzerne Einfluss auf unser Leben nehmen. Der Film zieht die logische Schlussfolgerung aus der Tatsache, dass der Konzern juristische Person ist, indem er ihn auf die Couch des Psychiaters legt und fragt: "Was für eine Person ist das eigentlich!"
"The Corporation" stellt die Frage nach der geistigen Gesundheit einer Institution, die im Geschäftsverkehr die Rechte eines Menschen genießt, ohne sich im mindesten um menschliche Werte zu kümmern. Der Film führt den psychopathischen Charakter der Institution "Unternehmen" anhand von haarsträubenden Fallstudien vor, die zeigen, wie Unternehmen uns beeinflussen, unsere Umwelt, unsere Kinder, unsere Gesundheit, die Medien, die Demokratie und selbst unsere Gene - und wie sich die Menschen dagegen wehren.
Unter den 40 im Film Interviewten sind Konzernchefs und leitende Manager aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen: Öl- und Pharmaindustrie, Reifenherstellung, Schwerindustrie, PR, Branding, Werbung und verdecktes Marketing. Darüber hinaus stehen ein mit dem Nobelpreis ausgezeichneter Ökonom, der erste Managementguru, ein Industriespion sowie eine Reihe von Wirtschaftswissenschaftlern, Kritikern, Historikern und Intellektuellen Rede und Antwort.
«von Widerstand und Utopie - in Davos und anderswo»
Eine Bildreise durch die Aktionen gegen WTO, WEF, IWF, G8 zwischen 1998 und 2005. Im Ton die Spuren gesellschaftspolitischer Utopien von AktivistInnen. Die Überwindung der Quadrage ist der Raum, sind die Töne und Gedanken.
«tough choices now» - Graubünden im Januar 05
Wenn aus Regierungsräten und Stadtvätern Bühnenbildner, aus Polizeigrenadieren Statisten und aus Chaotinnen Freunde des WEFs werden, dann kann nur DADA los sein. tough choices now, der etwas andere Film zum World Economic Forum 05.
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Wut und Verzweiflung der Ausgegrenzten
– Feuer in den französischen Banlieues
Donnerstag, 19.1.06, 21.00 Uhr
Freitag, 20.1.06, 21.00Uhr
Le thé au harem d’Archimède
Mehdi Charef, Frankreich 1985, 110 Min., 35mm,OV /d, fic.
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Pat und sein Freund Madjid, ein in Frankreich geborener Algerier, beide arbeitslos, leben in einer trostlosen Pariser Vorstadt. Gelangweilt lassen sie sich treiben. Mehdi Charef, der dieses Leben aus eigener Erfahrung kennt, schildert in ruhigem Rhythmus, präzis und ohne moralische Wertungen den illusionslosen Alltag der beiden Jugendlichen; schöne, traurige und gleichgültige Momente zwischen Langeweile und kriminellen Aktivitäten: Diebstahl, Zuhälterei, Raubüberfälle oder die Rache an einem Dealer. Die gleichmütige Gelassenheit, mit der Charef erzählt, ermöglicht den ZuschauerInnen eine Einfühlung in die beiden Hauptfiguren jenseits von Vorurteilen und sozialen Kategorisierungen.
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Donnerstag 26.1.06, 21.00 Uhr
Samstag, 04.2.06, 21.00 Uhr
La Haine
Matheiu Kassovitz, Frankreich 1995, 96 Min., 35mm, OV/d, fic.
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Der Regisseur Mathieu Kassovitz zeigt in La Haine 24 Stunden aus dem Leben von drei jungen Männern aus der “Cité”, einer trostlosen Betontrabantenstadt an der Peripherie von Paris. Hier konzentrieren sich sozial schwache Gruppen, die wegen der niederen Mieten in diese Wohnghettos abgedrängt wurden: Arbeiter, Kinderreiche, Immigranten, Araber, Farbige. Die Bilder, in schwarz-weiß aufgenommen, machen die grauen Vorstädte in der Pariser Umgebung noch beklemmender.
Das hoffnungslose Klima dieser Großstadtghettos ist oftmals der Nährboden für Hass und Gewalt vor allem unter Jugendlichen. Der Spielfilm nähert sich dem Thema, ohne die handelnden Jugendlichen und deren Gewaltbereitschaft anzuklagen. Die Kritik richtet sich vielmehr an die französische Politik, die derartige Verhältnisse überhaupt hat aufkommen lassen.
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Freitag 27.1.06, 21.00 Uhr
Donnerstag, 2.2.06, 21.00 Uhr
Freitag, 3.2.06, 21.00 Uhr
Wesh Wesh (Was geht denn hier ab?)
Rabah Ameur Zaïmeche, Frankreich 2001
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Nachdem er die doppelte Strafe von Gefängnis und Ausweisung verbüßt hat, kehrt Kamel heimlich nach Frankreich zurück, nach Les Bosquets, der Trabantenstadt bei Paris, in der seine Familie neben Tausenden anderen afro-arabischen Einwanderern lebt. Von diesem Moment an bemüht er sich nach Kräften, Ordnung in sein Leben zu bringen. Als all seine Versuche, Arbeit zu finden und Papiere zu bekommen, ergebnislos bleiben, beschließt er, sein Pech geduldig zu ertragen. Währenddessen bringt sein jüngerer Bruder Mousse, der Haschisch schmuggelt, die Familie in Gefahr.
Ameur Zaïmeche ist selbst aufgewachsen in Les Bosquets und erzählt seine Geschichten mit der Autorität des Chronisten. Ein ebenso einfühlsam wie realitätsnah inszeniertes Einwandererdrama-Kinodebüt.
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Donnerstag, 9.2.06, 21.00 Uhr
Freitag, 10.2.06, 21.00 Uhr
Samstag, 11.2.06, 21.00 Uhr
La raison du plus fort
Patric Jean, Belgien/Frankreich 2003, 85 Min., Beta SP, OV/e, doc
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Der Film ist eine kritische Überlegung über die neuen Formen von Diskriminierung in der heutigen Gesellschaft. Im Laufe einer Reise von Belgien über Amiens und Lyon nach Marseille sammelt Patric Jean die Zeugnisse der BewohnerInnen von Vorstadtvierteln am Rande der grossen Industriestädte. Dabei stellt der Regisseur fest, dass der Wegzug der am stärksten benachteiligten Bevölkerungsschichten in die Satellitenstädte zu einer neuen Form von ökonomischer und sozialer Segregation geführt hat, die den Graben zwischen der Peripherie und dem Zentrum der modernen Stadt vertieft. Die Bevölkerung der Vorstädte berichtet von den Alltagsschwierigkeiten, die aus der Arbeitslosigkeit, der Armut und dem versperrten Zugang zu einer höheren Bildung entstehen. In den meisten Fällen sind es ImmigrantInnen oder Franzosen maghrebinischer Herkunft, welche die Vorurteile oder Xenophobie ihnen gegenüber anprangern.
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