MEDIENGRUPPE REITSCHULE BERN

Medienmitteilung der Reitschule Bern von 18. Mai 2008

Am Samstag, 17. Mai zwischen 19.00 und 21.00 Uhr fand auf der Schützenmatte ein friedliches Platzkonzert statt, da die geplante RTS (Reclaim the Street) nicht durchgeführt werden konnte.

Aus Sicht des Kultur- und Begegnungszentrums Reitschule Bern hat die Polizei dieses Fest dazu missbraucht, die neuen Abläufe von POLICE BERN im Allgemeinen und speziell für die EURO08 zu trainieren.

Folgendes lässt darauf schliessen:

• Die Vorplatz Bar der Reitschule öffnete gestern um 16.00 Uhr: Bereits die ersten Gäste erzählten dem Barpersonal, dass sie auf dem Weg zur Reitschule von der Polizei entweder kontrolliert oder aber darauf aufmerksam gemacht wurden, dass sie heute Abend «eingegast» werden würden – dies also zu einem Zeitpunkt, als noch nicht absehbar war, wie der Abend verlaufen würde.

• Anlässlich der von uns gesuchten Gespräche via Kontakttelefon zwischen den Reitschule-BetreiberInnen und dem polizeilichen Einsatz-Büro wurde die Reitschule darüber informiert, dass der Grund des Einsatzes nicht die Aktionen der KundgebungsteilnehmerInnen sei, sondern dass «die Damen und Herren OrganisatorInnen» lernen müssten, dass für jede Kundgebung eine Bewilligung eingeholt werden müsse!
Aus unserer Sicht lässt sich diese Erklärung sehr gut nachvollziehen, sahen doch die ReitschülerInnen selber, dass das Platzkonzert friedlich und es zu keinen Eskalationen oder Sachbeschädigungen gekommen ist.

• Der unverhältnismässige Angriff mit Gummigeschossen und Pfefferspray erfolgte nach verschiedenen AugenzeugInnenberichten ohne Vorwarnung. Die KundgebungsteilnehmerInnen und aber auch die Gäste der Reitschule wurden dadurch gefährdet, mindestens eine Person wurde durch ein Gummigeschoss im Gesicht verletzt und musste mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden.

• Die alarmierte Sanitätspolizei erklärte den AnruferInnen, dass sie nicht sicher sei, ob die Polizei sie passieren lassen würde, sie müssten zuerst mit der Polizei reden. Tatsächlich durfte die Ambulanz die Polizeisperren nicht passieren und die verletzte Person musste zur Ambulanz gebracht werden. Zusätzlich wurden die HelferInnen von der Polizei gefilmt!
Wir finden, das ist eine «Behinderung von Hilfeleistungen», weil niemand wissen konnte, wie schwer die Verletzung und schnelle Hilfe oft entscheidend ist.

Wie immer werden viele Medienschaffende berichten wollen, dass die Reitschule ihr «grosses Tor» nicht geschlossen und damit Rückzugsmöglichkeiten angeboten habe.

Wie immer möchten wir hierzu erklären, dass die Reitschule-BetreiberInnen in der Schliessung des Tores keine seligmachende Lösung sehen. Neben der Tatsache, dass wir uns als offenes Haus verstehen, ist es wegen Massenpanik und anderen sicherheitstechnischen Überlegungen nicht möglich und auch nicht erlaubt, Fluchttüren verschlossen zu halten.

Wir sind uns bewusst, dass angesichts zukünftiger Ereignisse wie Bahnhofplatz-Eröffnung, Stadtfest, der Euro 08 und dem herbstlichen Wahlkampf in gewissen Kreisen in dieser Stadt die Nerven blank liegen. Wir appellieren deshalb an die Vernunft aller Beteiligten und fordern die Einhaltung der Grund- und Menschenrechte sowie den Respekt gegenüber der körperlichen und psychischen Integrität unserer Mitmenschen.

Mit freundlichen Grüssen

Mediengruppe der Reitschule Bern