MEDIENGRUPPE REITSCHULE BERN
Kritik an
Drogenanlaufstelle-Entscheid Stadtrat
Medienmitteilung Reitschule Bern
Bern, 5.12.08
Naiv und verantwortungslos
Die Reitschule Bern kritisiert den Entscheid des Stadtrates, die
Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse nicht zu
verlängern. Die Haltung der Stadtratsmehrheit ist naiv,
sachpolitisch katastrophal und gesundheits- und sozialpolitisch
verantwortungslos.
Die Folgen des Entscheids sind bekannt: Die Drogenabhängigen
konsumieren nach Schliessung der Drogenanlaufstelle um 21.30 Uhr wie
bis anhin unter hektischen, unhygienischen und
gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Sie tun dies beim Bollwerk,
am Aarehang, am Troxlerrain, im Engeried, in der Lorraine, in
Innenstadtgassen - und immer wieder mal unter der Eisenbahnbrücke
vor der Reitschule.
Zwar ist das Problem für die Reitschule im Moment für einmal
nicht akut. Die Erfahrungen der letzten 6 Jahre haben aber gezeigt,
dass sich die Drogenszene immer wieder wegen dem Repressionsdruck in
der Innenstadt auf das Gebiet Schützenmatte/Bollwerk und somit in
Reitschul-Nähe zurückzieht - vor allem nach Schliessung der
Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse um 21.30 Uhr. Dies wird
voraussichtlich trotz der obrigkeitlich vielgelobten
Uniformpräsenz im Frühling und Sommer 2009 wieder der Fall
sein - besonders, wenn es bis dahin keine 2. Drogenanlaufstelle gibt.
Die Einsicht, dass Bern dringend eine 2. Drogenanlaufstelle braucht,
war zumindest während dem städtischen Wahlkampf bei vielen
PolitikerInnen da. Doch ist es angesichts der Verweigerungshaltung des
Kantons und dessen faulen (Thun-)Ausreden* eine Illusion zu glauben,
die 2. Drogenanlaufstelle werde innert nützlicher Frist aus dem
Boden gestampft. Selbst wenn der Kanton im Januar einen positiven
Finanzierungsentscheid sprechen würde, wäre aufgrund der
Vorbereitungsarbeiten wohl frühestens im Juni mit der
Eröffnung der 2. Drogenanlaufstelle Murtenstrasse zu rechnen.
Sofern das Contact dann die Murtenstrasse wegen der kurzen
Betriebsdauer von 1,5 Jahren überhaupt noch in Erwägung zieht
(Baubeginn Überbauung Murtenstrasse ca. 2011).
Wer anstatt mit leeren Versprechungen die Betroffenen zu
vertrösten wirklich etwas für die Gesundheit der
Drogenabhängigen und die Entlastung der Reitschule sowie des
öffentlichen Raums tun will, kommt nicht umhin, in einem ersten
Schritt die Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse
mindestens bis Mitternacht zu verlängern. Und in einem zweiten
unmittelbaren Schritt eine 2. Drogenanlaufstelle mit sinnvollen
Öffnungzeiten einzurichten. Notfalls auch im Alleingang, ohne das
Einverständnis und die Finanzierung des Kantons.
Alles andere ist Augenwischerei und grobfahrlässige
Gefährdung der Gesundheit der Betroffenen und des Betriebs der
Reitschule.
Wir hoffen auf die Vernunft der neuen Legislatur.
Mediengruppe Reitschule Bern
www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe
Kopie an:
- GemeinderätInnen und StadträtInnen Legislatur 2008-2012
* Wir verweisen ein weiteres Mal auf den im Auftrag der Stiftung
Contact verfassten Evaluationsbericht (siehe auch www.infodrog.ch/txt/brr/EvalKuABern.pdf),
der schon im Dezember 2003 feststellte, dass in Bern punkto
Platzverhältnissen und Öffnungszeiten dringender
Handlungsbedarf besteht und u.a. verlängerte Öffungszeiten
sowie eine 2. Drogenanlaufstelle empfahl.