MEDIENGRUPPE REITSCHULE BERN
Zur kantonalen
Drogenanlaufstelle-Finanzierungs-Ablehnung
Bern, 19.1.09
Medienmitteilung der Reitschule Bern zur Ablehnung der Finanzierung der
2.
Drogenanlaufstelle durch den Kanton Bern
Kafkaeske Polit-Posse auf
dem Buckel der Reitschule und der Drogenabhängigen
Die Reitschule Bern kritisiert den
Entscheid des Kantons und appelliert erneut
an die Vernunft der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung
*****
"Gestatten Sie uns, unsere Betroffenheit
und unser Bedauern über diesen Grundsatzentscheid, der ohne
Rücksprache mit dem Kanton erfolgte, auszudrücken. Wir sind
überzeugt, dass
die Schliessung des zweiten Fixerraums die
städtische und kantonale Drogenpolitik negativ beeinflussen wird."
(Brief des
konsternierten stellvertretenden kantonalen
Fürsorgedirektors Ueli Augsburger (SVP) an die Berner
Stadtregierung, zit. im Bund vom 19.6.1990)
*****
Schon vor 20 Jahren lieferten sich Stadt und Kanton Bern einen
unsäglichen Schlagabtausch bezüglich 2. Drogenanlaufstelle.
Während damals die (bürgerlich dominierte) Stadt Bern das
Schreckgespenst "Sogwirkung" an die Wand malte und zur
Überraschung des Kantons die schon damals nötige 2.
Drogenanlaufstelle mit allen Mitteln bekämpfte (siehe Zitat oben),
tut dies nun Jahrzehnte später der Kanton. Auf der Strecke dieses
Hickhacks bleiben heute wie damals die Bedürfnisse der
Direktbetroffenen.
Bei einer gesundheitserhaltenden Überlebenshilfe-Einrichtung wie
einer Drogenanlaufstelle die "Sogwirkung" negativ zu bewerten, zeugt
u.E. von einer miserablen Fachkompetenz und Realitätsferne.
Auch viele andere teilweise absurd anmutende Behauptungen gegen die
temporäre Verlängerung der Öffnungszeiten der
Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse und/oder gegen die Eröffnung
einer 2. Drogenanlaufstelle an der Murtenstrasse (oder anderswo), die
in den letzten Monaten auf Stadt- und Kantonsebene zu hören waren,
sind zynisch, menschenverachtend und sachpolitisch verfehlt.
Fakt ist: Nach der Schliessung der Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse um
21.30 Uhr besteht auch bis nach Mitternacht ein grosses Bedürfnis
nach einer ähnlichen Einrichtung. Existiert diese nicht, bilden
sich über kurz oder lang offene Drogenszenen (z. B. vor der
Reitschule), die nur mit unverhältnismässiger, massiver und
teurer Uniformpräsenz temporär aufgelöst werden
können - ohne
damit irgendein Problem zu lösen.
Denn ob in der offenen Drogenszene oder versprengt in Kleinstgruppen:
die unhygienischen und hektischen Konsumbedingungen auf der Gasse, in
WCs, am Aarehang oder in Wäldern führen zur Gefährdung
von
Gesundheit und Leben der Drogenabhängigen. Allen ideologischen
oder "erzieherischen" Phrasen zum Trotz ist es nun mal gesünder,
sich seine Spritze mit sauberem Wasser in einer Drogenanlaufstelle
aufziehen, als in einer Pfütze unter der Eisenbahnbrücke vor
der Reitschule. Letzteres wird ohne Verlängerung der
Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle Holderstrasse und/oder ohne
Eröffnung einer 2. Drogenanlaufstelle wohl diesen Frühling
wieder vermehrt zu beobachten sein.
(Übrigens: Falls Drogenabhängige in der Innenstadt
übernachten, wie von Gemeinde- und Stadtrat in der der
SR-Diskussion vom 4.12.08 als Schreckensszenario an die Wand gemalt,
liegt das nicht an den Öffungszeiten der Drogenanlaufstelle(n),
sondern u.a. an der seit Jahren nicht mehr existierenden (da
weggespart) Drogennotschlafstelle (zuletzt oberhalb Dast
Hodlerstrasse)....)
Forderungen
der Reitschule Bern:
Die Reitschule
Bern erwartet von den Verantwortlichen in Stadt und Kanton mehr
lösungsorientierte Sachpolitik statt Sparpolitik und
Videoüberwachungs-Populismus.
Wir fordern die Stadt Bern
erneut auf,
die Öffnungzeiten der Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse bis
mindestens Mitternacht zu verlängern und die 2. Drogenanlaufstelle
an der Murtenstrasse auch ohne Mithilfe des Kantons einzurichten.
Wir fordern den Kanton Bern erneut
auf, die geplante 2. Drogenanlaufstelle finanziell voll zu
unterstützen und wieder zu einer gesundheitspolitisch
verantwortbaren Drogenpolitik zurückzukehren.
Mit freundlichen Grüssen
Mediengruppe Reitschule Bern