Ganz FEST gegen Rassismus:
Alternativen zur "SVP-Welt“ schaffen
Bern, 10.9.11
Sehr geehrte Medienschaffende
"Ganz FEST gegen Rassismus" hat begonnen: Seit heute 10.00 Uhr findet
im Kultur- und Begegnungszentrum Reitschule die Gegenveranstaltung zum
SVP-Wahlpropaganda-Fest auf dem Bundesplatz statt. Mit dem "Ganz FEST
gegen Rassismus" wird der Bevölkerung Gelegenheit gegeben,
gemeinsam mit anderen Zivilcourage zu zeigen und ihrem Protest gegen
die rassistische Propaganda, die Stimmungsmache und die
Eskalations-Strategie der SVP ein Gesicht zu geben. Aber auch um ihre
Ablehnung des ewigen feigen und duckmäuserischen Schweigens und
der geistigen Kapitulation der meisten anderen Parteien gegenüber
der SVP auszudrücken.
Die Reitschule kritisiert und verurteilt die Stimmungsmache und das
virtuelle Herbeireden einer Eskalation durch die SVP in den Medien. Die
SVP versucht angesichts ihrer gesellschaftlichen Isolation und ihrer
schwindenden Anziehungsskraft verzweifelt, mit dem Schüren von
Angst und der Anheizung der Stimmung mediale Aufmerksamkeit zu
erhaschen. Im Stil einer Sekte mobilisiert sie ihre Wählerschaft
in einem Klima der permanenten Paranoia auf den Bundesplatz. Jegwelchem
Protest gegen die SVP wird die Legitimation abgesprochen und ihre
GegnerInnen pauschal als "Chaoten" diffamiert. Die SVP gefällt
sich dabei in ihrer ewigen Rolle als "Opfer", dem "die anderen"
Böses wollen.
Dass sich die Stadtberner und kantonalen Polizeibehörden dabei zu
willfährigen Handlangern und Gratis-Wachhunden der SVP degradieren
lassen und mittels Sonderrecht auf Kosten der Bevölkerung in der
Innenstadt temporär den Polizeistaat einrichten, ist ein Skandal.
Aber auch Ausdruck der totalitären Gesellschaft, die die SVP
anstrebt.
Das Kultur- und Begegnungszentrum Reitschule Bern bietet deshalb gerne
eine Alternative zu dieser "SVP-Welt". Programm und Aufruf zum heutigen
"Ganz FEST gegen Rassismus" finden sie im Anhang und auf
http://www.halts-maul.ch.
Mit freundlichen Grüssen
Mediengruppe
Reitschule Bern
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PROGRAMM
Vier Jahre nach ihrem misslungenen "Marsch auf Bern" mobilisiert die
rechtspopulistische SVP dieses Jahr erneut in die Bundesstadt. Nach den
Auseinandersetzungen, welche 2007 medial um die Welt gingen, drohen
sowohl die Stadt als auch die Partei selbst mit immenser Repression.
Der Kanton stellt ein martialisches Polizeiaufgebot, die SVP Schwinger
und Broncos. Das verunmöglicht es kritischen Menschen, sich an
diesem Tag in der Stadt zu bewegen ohne kontrolliert oder festgenommen
zu werden. An sichtbare Kritik und Widerstand ist kaum zu denken.
Deshalb findet unter dem Motto "ganz Fest gegen Rassismus" eine
Gegenveranstaltung in der Reitschule statt.
ab 10.00 - das Sous le Pont hat geöffnet:
ganztags Verpflegung und Getränke
ab 12.00 und den ganzen Nachmittag - Siebdrucken im Hof der Reitschule:
bring deine eigenen Kleider und bedrucke diese oder hilf mit T-Shirts
für die Anti-SVP-Kampagne zu bedrucken
ab 12.00 und den ganzen Nachmittag Buttons machen im Hof der Reitschule:
produziere Buttons für die Anti-SVP-Kampagne oder gestalte dein
eigenes Statement gegen Rassismus und fremdenfeindliche Hetze
13.00 - 15.00 Communiqués schreiben:
lerne wie ein Communiqué geschrieben wird, was rein muss und was
besser draussen bleiben sollte
13.30 - 16.00 Blockade-Workshop:
übe dich im "in-den-Weg-Stellen-Sitzen-Legen"
14.00 - 15.00 Fesselungen bei Ausschaffungsflügen:
erlebe selbst, wie Ausschaffungshäftlinge transportiert werden
14.30 - 16.30 AntiRep-Kurs:
was du über Repression und deine Rechte wissen solltest und wie du
dich organisieren kannst, um dich zu schützen
15.00 - 16.00 Sani-Kurs:
Wissenswertes rund um die 1. Hilfe
ab 15.00 werden Filme gezeigt
16.00 - 19.00 Theater-Workshop:
hilf mit, eine spontane Theatergruppe zu gründen und arbeite an
einem "Strassen-Stück", welches während dem Wahlkampf in der
Stadt gezeigt werden soll
17.00 - 18.00 Vortrag:
Vortrag zur rechtspopulistischen SVP
ab 17.00 Konzerte auf dem Vorplatz der Reitschule:
mit den Rabiatisten, Tapete, heute alles 10% rabatt und surprise act!
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AUFRUF
He Du!
Hast Du gesehen wie sie wieder zündeln, die Brandstifter? Wie sie
Deine Nachbarschaft zupflastern mit Parolen, auf dass die sich in Dein
Unterbewusstsein brennen? Wie sie auf ihrem Weg an die Macht wieder das
tun, was sie am besten können: Ängste schüren, Neid
entfachen, Hass säen...
Das Schlimmste: Sie sind erfolgreich, sie dominieren. Die Minarett- und
die Ausschaffungsinitiative: Hättest Du noch vor wenigen Jahren
geglaubt, sie könnten sie gewinnen? Die Saat, sie geht auf…
Und hast Du gesehen, wie zahlreich jene geworden sind, die ihnen
glauben, die sie wählen? Du kannst sie überall treffen, auf
der Strasse, in der Beiz, im Internet, im Stadion: Jene, die sich als
Teil einer rechten Revolution fühlen, die automatisch
nachplappern, was ihre AnführerInnen (und deren PR-BeraterInnen)
behaupten, immer und immer wieder, je absurder, desto besser. Hast Du
gesehen, wie sie sich gegenseitig anstacheln, wie sie missionieren, wie
es sie berauscht, zusammen die Anderen zu treten, verbal, an der Urne,
vielleicht schon bald auf der Strasse.
Du bist die Anderen. Der Hass, er gilt Dir:
* Du, der Du eines Tages vielleicht nicht mehr Arbeiten kannst.
Verspottet, gedemütigt als Sozialschmarotzer, Faulenzer.
* Du, die Du geflohen bist, auf der Suche nach einem besseren Leben: Am
Arbeiten gehindert, tyrannisiert, weggesperrt.
* Du, die Du Dich wagst, Dich gegen die Brandstifter zu wehren.
Verhöhnt als Naivling, als Gutmensch.
* Du, der Du hier lebst, aber nicht in der Schweiz geboren bist.
Sündenbock für alles und jedes.
* Du, die Du heute noch meinst, Du seiest nicht mitgemeint.
Und was tun jene, die sich Liberalität und Christentum auf ihre
Fahnen geschrieben haben? Statt ihre Inhalte zu verteidigen, haben sie
kapituliert, sind zu KomplizInnen der Brandstifter geworden. Die
Kollaborateure und das Original, selbst auf den Plakaten kaum mehr zu
unterscheiden: "Schweizer wählen SVP", "Die Schweiz - unser
Zuhause", "Aus Liebe zur Schweiz".
Was meinst Du? Ist es nicht an der Zeit, dass wir uns wehren, dass wir
diesen unheimlichen Patrioten ein unmissverständliches "Halts
Maul, Schweiz" entgegensetzen? Ist es nicht an der Zeit zu sagen: "Wir
stellen uns quer."?
Ertragen wir die Hetze nicht einsam, bis uns schlecht wird. Es ist
Zeit, uns zu organisieren, in der Nachbarschaft, an der Schule, in der
Fankurve. Banden zu bilden, die halten. Auf dass wir unsere Wut nicht
schlucken, sondern dass sie uns antreibt, gemeinsam zu handeln.
Wir haben begonnen. Bist Du dabei?