Bern 9. Oktober 2012

 

Statement der Mediengruppe der Reitschule Bern

Zu den Zwischenfällen mit der Polizei und der dazugehörigen Medienberichterstattung

Grundsätzlich gilt es festzuhalten, dass das Verhältnis zwischen Polizei und Reitschule seit jeher - historisch - schwierig ist und man sich gegenseitig mit Misstrauen begegnet.

Hinzu kommt: Die Kantonspolizei hat in breiten Bevölkerungskreisen einen sehr schlechten Ruf. Es ist Sache der einzelnen Polizist_innen, der Polizeiführung und der Politik diese Missstimmung in der Bevölkerung zu ändern und NICHT Aufgabe der Reitschule.

 

In Bezug auf die Angriffe können wir weder die Quantität noch die Qualität genau beurteilen, eine markante Steigerung konnten wir jedoch nicht wahrnehmen.

 

Wir verurteilen die Gewalt gegen die Polizist_innen, da wir es als den falschen Weg erachten, negative Erfahrungen mit der Polizei so zu verarbeiten.

 

Wir stellen jedoch seit Jahren fest, dass gerade junge und politisch aktive Menschen Zeug_innen oder Opfer von Polizeigewalt werden. Leute werden von der Polizei systematisch geschlagen, gedemütigt oder verbal fertig gemacht. Wer sich dagegen wehren will und rechtliche Schritte einleitet, dem bleibt wenig Hoffnung auf Gerechtigkeit. Hier haben wir in den letzten Monaten eine markante Steigerung festgestellt.

 

In einem Justizsystem, in dem 98% der Urteile (siehe Interview mit neuem Bundesrichter im Magazin (http://blog.dasmagazin.ch/2012/09/22/beruf-recht-haben/)) von Staatsanwält_innen gefällt werden, werden Polizist_innen selten bis nie verurteilt.

 

Staatsanwält_innen, welche sehr eng mit der Polizei zusammenarbeiten und ihre Urteile auf die Berichte eben dieser Polizist_innen stützen, werden dies wohl auch nie tun. Amnesty International verurteilt seit Jahren diese Tatsache. (http://www.amnesty-polizei.de/d/wp-content/uploads/schweiz_polizeibericht_gross_d.pdf, ab 128)

 

Dies ist für Betroffene oftmals sehr frustrierend, viele dieser Fälle werden erst gar nicht zur Anzeige gebracht. So kann es vorkommen, dass sich junge, frustrierte Menschen einen anderen Weg suchen, ihre Frustration zu bewältigen und ihre negativen Erfahrungen zu verarbeiten. Wir entschuldigen dieses Vorgehen in keinster Weise, können es aber nachvollziehen.

 

Es wär schön, wenn in den Medien auch mal auf mögliche Ursachen solcher wochenendlicher Aktionen eingegangen würde, als nur auf die Tatsache, dass es Gewalt gegen Polizist_innen gibt. Wir sind uns jedoch auch bewusst, dass dies bei der aktuellen Besetzung der jeweiligen Chefredaktionen eher schwierig ist.

 

Die Reitschule appelliert ausserdem immer wieder an Besucher_innen und Behörden, ihre Auseinandersetzungen woanders zu führen. Es kann und darf nicht sein, dass militante Aktionen gegen die Polizei und allfällige unverhältnismässige Antworten der Polizei auf der Schützenmatte oder vor der Reitschule ausgetragen werden - denn gerade an Wochenenden halten sich dort Hunderte bis Tausende Menschen auf, deren Wohl und Sicherheit der Reitschule ein grosses Anliegen sind und wo die Reitschule die Verantwortung wahrnehmen will.

 

Mediengruppe Reitschule Bern