QUEERSICHT 2016


  Veronika Minder, CH, 2005, OVD/f, 87 Minuten

Katzenball

«Ein solch qualitativer, sorgfältiger, politisch durchaus bewusster und dennoch unterhaltsamer Film ist rar zu finden. Der Teddy Award der Berlinale wird nicht die letzte Auszeichnung bleiben!» Klingt das überzeugend? In den Nullerjahren sage ich Queersicht Adieu und gönne mir etwas Musse, um mich privat und beruflich neu zu orientieren. Einer Eingebung folgend, besuche ich eine alte Bekannte, die Fotografin Liva Tresch. Sie ist die wichtigste Chronistin im Zürcher Milieu um 1960. Ihr Archiv dokumentiert lesbisches und schwules Leben «before Stonewall». Liva darf ab 1962 im Szenelokal Barfüsser an den Parties und Maskenbällen fotografieren. Sie tut dies mit so liebevoller Nähe, dass man meint, die Menschen auf den Bildern zu kennen und zu wissen, wie sie ticken. Eine Welt öffnet sich mir. Ich nehme den Regenbogen-Faden auf und fünf Jahre später kommt Katzenball in die Kinos. Eine Geschichte steht selten allein, sondern spinnt einen Faden zu anderen Geschichten, bis ein dichtes Netz entsteht, das uns alle tragen kann.