Das Reitschulkino präsentiert: Wahnsinn und Gesellschaft


  Damian Nenadic, Kroatien/Slowenien, 2018, OV Kroatisch/e, 74 Minuten

Days of Madness (Dani ludila)

Kventiax, Seroquel, Rivotril, Prazine, Normabel... Wenn Mladen und Maja mit einer Mischung aus Abgeklärtheit und Wut all die psychoaktiven Substanzen aufzählen, die ihr Leben bestimmen und die ihre Körper mit ihren toxischen Nebenwirkungen kaputt machen, glaubt man sich in einem Gespräch über schrecklich penetrante Familienmitglieder. Zu ihrer langen und von zahllosen Klinikaufenthalten bestimmten Krankheitsgeschichte kommt hinzu, dass die echten Familienmitglieder, egal ob längst auf dem örtlichen Friedhof begraben oder als Elternpaar verächtlich aus dem Nebenzimmer herausschimpfend, ebenfalls nicht von ihnen ablassen.

In enger Zusammenarbeit mit Mladen und Maja, die sich in Form videotagebuchartiger Nahaufzeichnungen selbst porträtieren, zeigt Damian Nenadic zwei Menschen, die von der Gesellschaft mit ihrem Leid allein gelassen wurden – oder deren Leid überhaupt erst durch diese hervorgebracht wurde. Majas Borderline-Störung diagnostizierten die Ärzte als Folge ihrer Transgender-Identität. Mladen, der mit Depressionen aus dem Jugoslawienkrieg heimkehrte, wurde von den Eltern erst einmal zum Priester geschickt. „Days of Madness“ schildert den schrittweisen Versuch, die Kontrolle über das von Psychiatrie, Familie und Kirche entwendete Leben ein Stück weit zurückzugewinnen.

Warum ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung eine Störung und Nationalismus nicht?“ (dok-leipzig.de, Esther Buss)